Bürgerversammlung zu ALDI Logistikzentrum in Aligse
Hier veröffentliche ich mein Schreiben an den Bürgermeister der Stadt Lehrte. Gleichzeitig hat dieses Schreiben auch jedes Ratsmitglied bekommen und auch der Aligser Ortsrat. Der Grund für mein Schreiben war die Bürgerversammlung zum geplanten ALDI Logistikzentrum in Aligse.
Mir wurde aus absoluter vertrauenswürdiger Quelle zugetragen, dass im Lehrter Rat schon längst eine Entscheidung pro ALDI gefallen sei. Damit war die Bürgerversammlung in Aligse eine absolute Farce. Man kann sagen, wir sind regelgerecht verarscht worden. Eines ist auch klar, dass Sie wissentlich gelogen haben. Ihre Ausführungen, in denen Sie erklärt haben, dass noch keine Entscheidung gefallen sei, entspricht nicht der Wahrheit (Bitte erlauben Sie mir die Unterstellung). Meine Quelle ist aber so gut, dass es ein Wunder wäre, wenn die Info nicht stimmen würde. Das Logistikzentrum kommt, dass steht so fest, wie das Amen in der Kirche.
Es gibt auch klare Indizien dafür, dass die Entscheidung schon gefallen ist. Zum einen, erscheint es fragwürdig, warum sich ALDI nur auf einen neuen Standort fokussiert hat. Bei einer Ablehnung hätte ALDI Monate an Zeit verschenkt. Ein Großimperium wie ALDI würde zweigleisig fahren und hätte einen alternativen Standort zur Auswahl. Zum anderen hat ALDI schon sehr viel Geld für den Standort Aligse investiert. Das würde man nicht tun, wenn man mit einer Ablehnung rechnen müsste. Man bekommt auch den Eindruck, dass man von Seiten der Politik alles dafür macht, damit ALDI nach Aligse kommt.
Dass das Logistikzentrum kommt, steht wie erwähnt bereits fest. Also hören Sie auf zu dementieren und seien Sie endlich mal ehrlich den Aligser Bürgern gegenüber. Geben Sie es doch einfach offiziell zu und tun nicht weiterhin so, als wenn die Abstimmung im Lehrter Rat, erst nächstes Jahr die Entscheidung bringt.
Ich frage mich, was für Politiker im Lehrter Rat sitzen und in der offiziellen Abstimmung für das ALDI Logistikzentrum stimmen werden (sicherlich auch dem Fraktionszwang geschuldet). Wenn man sich die Größe des Logistikzentrums auf der Bauzeichnung anschaut, sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, dass dies für ein Dorf, wie Aligse, viel zu überdimensioniert ist.
Ich weiß nicht, ob Sie es bemerkt haben, aber auf der Versammlung waren auch viele ältere Menschen, die teilweise hier in Aligse schon ihr ganzes Leben verbracht haben. Müssen Sie es diesen Menschen jetzt auf ihre „alten Tage“ antun und ALDI die Genehmigung für dieses exorbitante Monstrum erteilen?
Mein Vater musste während des zweiten Weltkrieges aus Westpreußen fliehen und ist dann hier in Aligse angekommen und auch aufgewachsen. Meine Eltern haben daher und weil meine Oma hier noch wohnte, 1983 in Aligse gebaut. Sie haben dafür hart arbeiten müssen, um sich das Haus leisten zu können. Jetzt kommt die Stadt Lehrte und ALDI um die Ecke und meine Eltern müssen tatenlos mit ansehen, wie die Wohn- und Lebensqualität noch weiter sinkt. Dazu kommt, dass ihr Haus und Grundstück dadurch noch weiter an Wert verliert. Es reichen schon die ganzen Züge, Autos und LKW’s die hier tagtäglich durchfahren. Weil das scheinbar noch nicht reicht, will man hier noch mehr Verkehr durchleiten. Das Ganze wird von ALDI dann noch so dargestellt, als wenn das eine Lappalie sei. Das ist schon ziemlich zynisch.
Meine Eltern haben das Haus auch als Altersvorsorge gebaut. Dafür, falls man mal im Alter nicht mehr zu Hause gepflegt werden kann und ins Pflegeheim muss. Und damit wir Kinder dann nicht so eine hohe finanzielle Belastung haben. Sie wissen doch selber, wie teuer mittlerweile Heimplätze geworden sind. Wenn das Haus einige tausend Euro weniger Wert hat, dann ist das verdammt viel Geld für uns.
Mit einigen Freunden von meinen Eltern, die auch im Rentenalter sind, konnte ich in den vergangenen Tagen auch über das Thema ALDI Logistikzentrum und Entwertung der Häuser und Grundstücke sprechen. Bei allen war es ähnlich, mit der Altersvorsorge, wie bei meinen Eltern.
Laut Rechtsanwalt Dr. Lüders, müssen Hauseigentümer in Aligse mit einer Entwertung ihrer Häuser von 25 – 50% rechnen. Von der Stadt Lehrte konnte dazu keine Aussage gemacht werden, weil dies für die Genehmigung keine Rolle spielt.
Ob diese Zahlen stimmen lässt sich wahrscheinlich nicht genau ermitteln. Fakt ist aber, dass es eine Entwertung der Häuser und Grundstücke geben wird. Diese Auskunft habe ich von einem befreundeten Makler meiner Eltern erhalten, der seit über 50 Jahren Erfahrungen in der Immobilien Branche hat.
Aus meiner Sicht ist dieses ein Skandal und eine bodenlose Unverschämtheit. Unsere Häuser waren zuerst hier und nicht ALDI. Bei der Genehmigung von einem Bauvorhaben, wie es ALDI plant, sollte der Wertverlust der Häuser eine viel größere Berücksichtigung finden, als es bisher der Fall ist.
Wer kommt eigentlich für die Entwertung der Häuser auf? ALDI? Der Bürgermeister von Lehrte oder alle, die im Lehrter Rat für den Bau sind? Diese Variante würde mir persönlich am besten gefallen.
Karl und Theo Albrecht, die ALDI Firmengründer, hatten nach Forbes ein geschätztes Vermögen von rund 16,7 Milliarden US-Dollar. Bis zu ihrem Tod gehörten sie zu den reichsten Menschen der Welt.
2017 führt die Forbes-Liste, die Söhne Karl Albrecht Jr. auf Platz 24., mit einem Vermögen von 27 Milliarden US Dollar (ca. 23 Milliarden Euro) und Theo Albrecht jr. auf Platz 44., mit einem Vermögen von 18,8 Milliarden US-Dollar (ca. 16 Milliarden Euro).
(Quelle: https://www.forbes.com/billionaires/list/#version:static__country:Germany)
Wenn man jetzt berücksichtigt und weiß, dass es eine Entwertung der Häuser geben wird und der Verlust von Wohn- und Lebensqualität noch hinzukommt, dann ist es wohl nicht zu viel verlangt, dass ALDI jedem Hauseigentümer eine Entschädigung zahlt.
Ich denke an eine Summe von 100.000 Euro für jeden Hauseigentümer. Meinetwegen auch gestaffelt nach Entfernung zum Logistikzentrum. Die Summe ist doch für ALDI nur Peanuts.
Das ist wirklich das mindeste, was ich von der Stadt Lehrte und ALDI erwarten kann. Der Reichtum von ALDI wird weiter vermehrt werden und das dann mit auf unsere Kosten.
Das bringt mich gleich zum nächsten Punkt. ALDI gibt an, dass es lediglich 20 Fahrten über den Tag verteilt durch Aligse geben soll. Wenn dieses stimmen sollte, ich gehe aber davon aus, dass es eine Lüge ist, dann sollte es wohl kein Problem sein, einen Vertrag mit ALDI abzuschließen. In diesem Vertrag muss stehen, dass ALDI eine Konventionalstrafe von mindestens 1 Million Euro zu zahlen hat, wenn die Zahl von 20 Fahrten überschritten wird. Eine Million Euro pro LKW versteht sich.
Das Geld kommt selbstverständlich den Aligser Bürgern zugute. Wenn ALDI nicht lügt, dann können sie mit einem reinen Gewissen so einen Vertrag doch unterschreiben. Ansonsten muss ich davon ausgehen, dass die maximal 20 LKW Fahrten eine Lüge ist.
Was meinen Sie eigentlich, wieviel Verkehr alleine schon durch Aligse geht, wenn Staus auf der Autobahn sind und die sind beinahe jeden Tag. Bei der Darstellung des Verkehrs wird so getan, als entstünden Staus nur, wenn Ostern und Weihnachten auf ein Tag fallen.
Haben Sie oder Ihre Kollegen, die alle an dem Vorgang beteiligt sind, sich wirklich auch nur einmal in die Situation der Aligser Bürger versetzt? Ich denke nein, sonst würden Sie bzw. der Rat nicht die Genehmigung des Baus erteilen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, wenn Sie und andere bei der Stadt Lehrte oder auch Ratsmitglieder in Aligse wohnen würden, dann wäre das ganze Projekt erst gar nicht zur Abstimmung in den Rat gekommen.
Bitte sehen Sie mir jetzt meine Wortwahl nach, aber anders kann ich meinen Unmut und meine Verärgerung nicht zum Ausdruck bringen. Auf Bundesebene sind es die Lobbyisten der Automobilindustrie, Pharmakonzerne, Energiekonzerne usw. in deren Hintern einige Politiker kriechen und auf Kommunaler Ebene, so hat man das Gefühl, heißen die Lobbyisten halt ALDI, OBI oder Edeka.
ALDI ist ein Wirtschaftsunternehmen und will Geld verdienen. Alles schön und gut. Was ist es aber unser Problem, wenn ALDI sein Sortiment erweitert und Sievershausen zu klein und zu alt geworden ist? Da kann wohl eine Milliardärs Familie den Hals nicht voll genug bekommen. Und was machen ein Teil unserer gewählten Volksvertreter? Richtig, sie werden zu Handlangern von profitgierigen Großunternehmen.
Herr Reitzig erklärte, was für ein toller Arbeitgeber ALDI doch sei und wir doch auch Verständnis für die Beschäftigten von ALDI haben sollten. Teilweise habe ich schon gedacht, da spricht der barmherzigen Samariter zu mir. Na klar, sind ihm seine Mitarbeiter wichtiger, als die Aligser Dorfbewohner. Herr Reitzig hat leider aber auch vergessen zu erwähnen, dass er persönlich natürlich großes Eigeninteresse am Bau hat. Denn nach meiner langjährigen kaufmännischen Erfahrung, würde es mich schon sehr wundern, wenn er nicht an den zu erwartenden höheren Gewinnen, finanziell beteiligt wäre.
Ein echter Aprilscherz ist die Aktion mit Grafhorn in Arpke, wo Streuobstwiesen, Sandheideflächen und Eichenmischwaldflächen angelegt werden sollen. Sogar im Celler Land sind Anpflanzungen vorgesehen, als Ausgleich für den Eingriff in das Waldstück an der A2. Was ist das für eine Logik? Um auf so eine „geniale“ Idee zu kommen, muss man da eigentlich ein jahrelanges Studium absolviert haben?
Wenn es in Aligse kein Ersatz für ein ausreichendes Areal für die Pflanzen und Bäume gibt, dann kann es auch keine Bauerlaubnis geben. So einfach ist das.
Wer das mit den Pflanzen liest, der muss denken, dass Leute, die dafür verantwortlich sind, entweder unter Drogeneinfluss standen oder zu tief ins Glas geschaut haben. Eine andere Erklärung, erschließt sich mir nicht. Die Logik ist so, als wenn einer in Timbuktu eine Palme absägt und am Ballermann eine Palme als Ersatz eingepflanzt wird. Damit ist dann die Pflanzenwelt schon wieder in Ordnung.
Das Projekt Logistikzentrum in Aligse zeigt einem mal wieder ganz deutlich, wie weit sich die Politik mittlerweile von den Bürgern entfernt hat. Wenn der Bürgerwille wirklich mal ernst genommen werden würde, dann hätte man längst Gesetze geändert und die Genehmigung des Logistikzentrums für ein Bürgervotum frei gegeben oder gleich ganz abgelehnt.
Sie werden sowieso schreiben, dass ich Ihnen und Konsorten Dinge unterstelle, die nicht stimmen und dass sich Ihre ganzen Kollegen, die allergrößte Mühe zum Schutz der Aligser Bürger usw. gegeben haben. Das stelle ich auch nicht in Abrede.
Besonders die Mitarbeiter im Rathaus tun nur ihre Arbeit. Dass sich alle auch nur an Gesetz und Recht halten, muss man nicht extra erwähnen. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Nur haben wir in Aligse nicht viel davon!
Dazu lässt sich anmerken, wieso hat man nicht gleich von Anfang an im Bebauungsplan festgelegt, dass in Aligse nur ein Gewerbegebiet angesiedelt werden darf? Dann hätten wir diese Diskussion jetzt nicht. Die Nutzung als Industriegebiet hätte verboten werden müssen. Vor allem so nah an einem Wohngebiet. Den Unterschied von Industriegebiet und Gewerbegebiet brauche ich Ihnen wohl nicht erklären. Vielleicht wurde auch extra nur für ALDI der Bebauungsplan angepasst?
In der Versammlung klang ein wenig Kritik von Ihnen an, so habe ich es jedenfalls wahrgenommen, dass Sie sich wundern, dass sich erst jetzt so viel Wiederstand in Aligse regt, obwohl der Aligser Ortsrat schon lange über das Bauvorhaben informiert war.
Die Kritik ist vielleicht berechtigt, aber bei solch einem riesigen Bauprojekt, da hätte ich von der Stadt Lehrte einen Rundbrief erwartet.
Sie wissen doch auch selber, dass sich der Aligser Ortsrat zwar gegen das Projekt aussprechen kann, aber die Entscheidung trifft letztendlich der Rat. Bei dem Genehmigungsverfahren ist der Aligser Ortsrat doch nur ein Zahnloser Tiger.
Dann wurde mehrfach in der Versammlung darauf hingewiesen, dass diverse Dokumente auf der Internetseite der Stadt Lehrte einzusehen seien. Dazu kann ich nur sagen, dass man es sich da sehr einfach macht. Ich bin nun absoluter PC Experte und ich habe schon Schwierigkeiten betreffende Dokumente zu finden. Über die Suchfunktion z.B. findet man nicht viele der betreffenden Dokumente. Wenn ich schon Schwierigkeiten habe, wie soll es dann Menschen mit wenig PC Kenntnissen gehen? Es gibt auch viele ältere Menschen, so wie meine Eltern, die haben nämlich gar keinen Internetanschluss.
Zum Abschluss will ich noch erwähnen, dass ich früher immer den allergrößten Respekt vor der Arbeit von Politikern gehabt habe. Wenn es aber wirklich stimmen sollte (wovon ich wie gesagt ausgehe), dass die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt schon für ALDI gefallen ist, dann wäre es eine riesen Sauerei. Ich hätte jedenfalls kein Vertrauen mehr und Respekt schon gar nicht. Ich hoffe, wer so den Bürgerwillen missachtet, dass der bei der nächsten Wahl dafür abgestraft wird. Außerdem hoffe ich, dass die Abstimmung des Lehrter Rates veröffentlicht wird, damit man sehen kann, wie welcher Ratsherr abgestimmt hat?
Eine Frage habe ich noch an Sie und den Lehrter Rat. Was wird aus den 1100 Unterschriften, die Ihnen Frau Rohjans übergeben hat? Wird das Papier als Toilettenpapier im Lehrter Rat bei den Befürwortern des Logistikzentrums verteilt? Denn die Unterschriften Aktion gegen den OBI Baumarkt waren ja auch nur für den A….
Sollte wider Erwarten das Logistikzentrum in Aligse nicht gebaut werden, so werde ich mich natürlich für meine Wortwahl in aller Form entschuldigen. Darüber muss ich mir aber wohl keine Sorgen machen.
Ich habe Ihnen jetzt mal einige Gründe aufgezeigt, warum dieses riesige Bauprojekt nicht nach Aligse gehört. Einige Gründe haben Sie sicherlich teilweise in dieser Form bei der Diskussion um das ALDI Projekt noch nicht gehört. Ich kann jetzt nur noch an Ihr Gewissen appellieren, (in der Hoffnung, dass noch ein Wunder passiert). Denken Sie bitte doch noch einmal gründlich darüber nach, vor allem auch, wer Sie gewählt hat und wem Sie in erster Linie als Volksvertreter verpflichtet sind. In dem Wort Volksvertreter taucht bei mir jedenfalls das Wort ALDI nicht auf.
Deshalb kann es nur eine einzige richtige Entscheidung geben. Das ALDI Logistikzentrum gehört nicht nach Aligse!!!
Ich könnte jetzt noch so einiges mehr schreiben, aber ich belasse es jetzt lieber erst einmal dabei. Das Thema ist auch so vielschichtig, so dass man gar nicht zu allem Stellung nehmen kann.